Text: Maria Romanska

Farben steuern unsere Kaufentscheidung, wecken Assoziationen, beeinflussen unser ästhetisches Empfinden und spiegeln unsere Zeit wieder. Wie entstehen Farbtrends? Und was hat das Farbdesign damit zu tun? Wir haben uns auf Faktensuche begeben.

Ob wir ein Objekt ansprechend finden, hängt größtenteils vom Farbdesign ab. Das liegt daran, dass 80 Prozent unserer Wahrnehmung über die Augen erfolgen. Eine Tatsache, welche die Arbeit eines Gestalters maßgeblich bestimmt. Denn wer erfolgreich bleiben will, muss sich mit Farben auskennen, die Vielfältigkeit an Farbbedeutungen überblicken und dabei kulturelle Werte, Funktionalität und die menschliche Sinnesempfindung in sein Farbdesign einkalkulieren.

Farbe des Jahres 2018

Ein guter Gestalter wählt Farben, die in einem zeitlichen, räumlichen, emotionalen als auch funktionalen Kontext stehen. Was genau man darunter verstehen kann, wird deutlich, wenn wir uns durch 50 Jahre PANTONE “Color of the year” bewegen.

Das Farbinstitut PANTONE ist dafür bekannt Farbtrends vorherzusagen und wählt seit 50 Jahren „eine Farbe des Jahres“. Während in den 70er Jahren erdige Töne hip waren, dominierten in den 80er Jahren knallige Farben das Farbdesign. Zum Jahrtausendwechseltendierte die Branche zu ruhigeren Farbnuancen.

Die Farbe des Jahres 2018 heißt Ultra Violet 18-3838.
Fazit: Auch das Farbdesign unterliegt Moden.

Assoziationen als Grundlage fürs Farbdesign

Neben historischen Ereignissen gibt es noch eine weitere Ebene, die zwar im ersten Moment statisch erscheint, de facto aber auch einem ständigen Wandel unterliegt. Farben wecken Assoziationen. Nicht umsonst tendieren werdende Eltern dazu, die Farbwahl der Babyzimmereinrichtung dem Geschlecht des Nachwuchses entsprechend zu wählen. Und nicht etwa Synästheten sprechen von weichen oder harten Farbtönen, von süßen oder sauren, warmen oder kalten Farben.

Die Bedeutung von Farben erlernt der Mensch durch Sprache und durch das Erleben seiner Umwelt. Diese zweite Ebene macht die Bedeutung von Farbe schwer entschlüsselbar. Wir verstehen zwar ihre Sprache, allerdings kennen wir ihre Grammatik nicht – um bei dem Sprachvergleich zu bleiben. Assoziationen kommen automatisch, sobald wir eine Farbe sehen. Wie erwähnt, sind Farben alles andere als statisch. Sie können sich im Laufe unseres Lebens verändern. Wie, wo und wann wir aufwachsen spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Das US-amerikanische Ladies‘ Home Journal gab werdenden Eltern in einem Artikel vom Juni 1918 folgende Empfehlung: „Die allgemeine Regel ist: Pink für Jungen und Blau für Mädchen. Der Grund: Pink ist eine kräftigere Farbe und passt besser zu Jungs. Während Blau delikater und zierlicher ist und besser für Mädchen geeignet ist.“

So entstehen Trends im Farbdesign

Farbtrends sind in erster Linie Trends und unterliegen vor allem einem Faktor: der Zeit.

In der Vergangenheit war es deutlich einfacher Trends zu identifizieren. Mit dem Aufkommen des Internets und der Sozialen Medien, ist der Drang nach Individualität größer geworden. Heute spiegeln gute Farbdesign-Kollektionen diese Segmentierung in einer Bandbreite an Nuancen wieder. Dazu gehören sowohl stark farbige Nuancen als auch natürliche und pastellartige. Das macht es heute schwierig, allgemeine Aussagen zu Trends zu treffen. Die Segmente sind zu diversifiziert.

Farbdesign erfindet sich neu

Wer sich heute Fotos aus seiner Kindheit anschaut, stolpert über die Mode jener Zeit. Nicht nur die Schnitte kommen uns befremdlich vor, sondern auch das Farbdesign. Dass aber genau diese Farben in 10 oder 20 Jahren wieder voll im Trend sein könnten, ist durchaus möglich. Die Gesellschaft befindet sich in einem dynamischen Prozess, ganz genauso wie das Farbdesign.

Da wir Menschen neugierige Wesen sind, sind wir ständig auf der Suche nach neuen Stimuli. Das Rad können wir nicht neu erfinden, dafür alte Beziehungen wieder auffrischen, auch die zu Farben. Das erklärt, warum wir Farben, die vor Jahren absolut modern waren, zu einem späteren Zeitpunkt wieder neu entdecken. Farbkonzepte hängen nicht im luftleeren Raum, sie stehen stets in einem Kontext.

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