Die wenigsten Unternehmen machen sich bei der Erstellung ihrer Kommunikationsstrategien Gedanken über den Energieverbrauch digitaler Kommunikation. Schnell sind statt Flyer oder Unternehmensbroschüre E-Mails verschickt, denn das spart doch Geld. Und ist das nicht die Hauptsache? Natürlich noch vor dem Umweltschutz?
Sehr viele Unternehmen verfallen dem Irrglauben, dass die digitale Kommunikation umweltfreundlicher als gedruckte Werbemittel sind. Welch’ ein Irrtum und wie scheinheilig zugleich. Denn wie bereits erwähnt, steckt dahinter zumeist der Wunsch nach Kostenreduzierung.
Scheinheiliger Umweltschutz
Gut, digitale Kommunikation ist erheblich günstiger als die gedruckte. Denn hier fällt der Verbrauch von Papier, Farbe und erheblicher Arbeitskraft weg. Weil jede Firma mittlerweile einen Beitrag zum Umweltschutz leisten möchten, verzichten Unternehmen einfach auf das Drucken von Dokumenten wie z. B. Rechnungen. Denn, wenn wir auf Papier verzichten, sterben weniger Bäume. Oder?
Ja und Nein.
Auf der anderen Seite müssen Endkunden für das postalische Versenden von Rechnungen Geld in die Hand nehmen, um diese zu erhalten. Nicht jeder möchte alles digital. Und diese Menschen nehmen diese Mehrkosten ohne großes Murren in Kauf. D. h. aber auch dass Unternehmen nicht konsequent sind. Sie bieten – obwohl sie der Umwelt zuliebe nicht mehr Papier verschwenden möchten – Kunden die Wahl. Druck oder Digital? Ein halbherziges Unterfangen.
Energieverbrauch digitaler Kommunikation wegen Rechenzentren
E-Mails statt Flyer zu verschicken bedeutet keine umweltfreundlichere Kommunikation. Leider werden noch immer die Auswirkungen digitaler Kommunikation unterschätzt. Das zeigen auch die Studien von SHIFT PROJECT.
Hauptfaktor für den Energieverbrauch in der digitalen Kommunikation sind die Rechenzentren. Sie nutzen ein hohes Maß an Energie. In Deutschland stehen 53.000 Rechenzentren. Laut Bundeswirtschaftsministerium ist der Energieverbrauch dieser Einrichtungen von 2010 auf 2015 um 15 Prozent auf zwölf Milliarden Kilowattstunden pro Jahr gestiegen. Am meisten Energie benötigt die Kühlung der Geräte. Natürlich werden mittlerweile Rechenzentren gebaut, die effektiver sind, als dass noch vor fünf Jahren der Fall war.
Unser persönlicher Energieverbrauch digitaler Kommunikation
Auch Smartphone mit immer mehr energieintensiven Apps, Überwachungssysteme, Streaming-Dienste oder Fitnessarmbänder sorgen für den allgemeinen Anstieg an Energieverbrauch. Wir sind eine digitale Welt, die sich digital unterhält. Das ist vor allem in Zeiten, in welchem uns ein Virus wie Corona zwingt, zuhause zu bleiben, wichtiger denn je geworden.
Auch die Zunahme des Datenverkehrs spielt eine Rolle. 80 Prozent davon gehen auf Videostreamen zurück. Wer 10 Minuten lang streamt, verbraucht so viel Energie, wie wenn er 5 Stunden lang E-Mails mit Anhängen versendet. Wer bei Google 20 Suchanfragen startet, verbraucht so viel Energie wie eine Energiesparlampe in einer Stunde.
Dennoch: Es ist nicht allen Menschen bewusst, dass sie mit der Nutzung von mobilen Geräten wie dem Smartphone Energie verbrauchen und somit in gewisser Weise der Umwelt schaden. Die Geräte sind schlank, das Design elegant und die Technik smart. Es raucht nicht, stinkt nicht.
IT Branche Hauptverursacher am Energieverbrauch digitaler Kommunikation
So zeigen die Studie von SHIFT PROJECT auch, dass der Anteil der IT-Branche an den globalen Treibhaus-Emissionen bei 3,7 Prozent liegt. Das liegt daran, dass immer mehr Anwendungen in die Cloud verlegt werden. Wieder macht dies den Energieverbrauch für den Nutzer unsichtbar.
Elektroschritt und wertvolle Metalle
Neben dem Datenverkehr spielt auch die Entsorgung alter, ungenutzter Geräte eine große Rolle. Die GREENPEACE-INTERNATIONAL-STUDIE warf APPLE, MICROSOFT und SAMSUNG vor, absichtlich Produkte mit verkürzter Lebensdauer herzustellen. Reparaturen und Upgrades sind nur schwer möglich. Also fliegen die Tablets, Laptops und Smartphones immer schneller auf den Müll.
2017 erzeugten wir laut UN-Bericht weltweit 44,7 Millionen Tonnen Elektroschrott. 435.000 Tonnen davon waren alte Mobiltelefone jeglicher Art. Zwar wird in Europa getrennt, aber andere Länder sind da weniger akribisch.
Viele Menschen schmeißen alte Geräte nicht weg. Sie lagern diese zuhause. Die DEUTSCHE UMWELTHILFE schätzt, dass 124 Millionen Handys ungenutzt herumliegen. Das sind 3 Tonnen Gold, 30 Tonnen Silber und 1.100 Tonnen Kupfer, die am Recyceln gehindert werden. Wertvolle Metalle, die anderswo benötigt werden.
Wissen und selbst entscheiden
Für den Endverbraucher fällt es schwer, diese Zusammenhänge zu kennen, ja selbst eine Entscheidung in Sachen Energieverbrauch digitaler Kommunikation zu treffen. Viele Unternehmen zwingen ihre Vorgehensweisen Kunden auf. Dabei wollen 89 Prozent aller Verbraucher, selbst entscheiden, welchen Kommunikationsweg sie wählen.
Es mangelt auch an Aufklärung. Stattdessen wird die gedruckte Kommunikation verteufeln. Da fällt ein Satz wie „Jedes Blatt Papier weniger rettet den Wald“. Das trifft heute so nicht mehr zu und.
Gedruckte Kommunikation
Druckereien stellten vor Jahren auf umweltfreundliche Punktionen um, sodass die gedruckte Kommunikation umweltfreundlicher ist und sein wird. Papier wird mittlerweile mehrmals aufbereitet und schonender gebleicht. Tropenhölzer werden gemieden. Bei den 2018 hergestellten 22,7 Millionen Tonnen Papier in Deutschland waren 76 Prozent aus Altpapieren.
Auch klimaneutrale Druckproduktionen steigen immerfort. Um den CO2-Ausstoß zu verringern oder besser kontrollieren zu können, gibt es CO2-Rechner. Somit ist zumindest die gedruckte Kommunikation um einiges transparenter und kann mit dem Argument der Umweltfreundlichkeit aus der digitalen Welt locker mithalten.
Sollen Sie also das nächste Mal überlegen, ob Sie eine Marketingmaßnahme mit gedruckten Flyern starten oder lieber E-Mails verschicken, weil das günstiger ist, denken Sie an Ihre Verantwortung der Umwelt gegenüber.
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